Bei Minizinsen das Geld lieber ausgeben als sparen? Keineswegs, wie eine Studie zeigt. Schlaue Sparer legen nach wie vor erfolgreich Geld an.
Trotz gestiegener Konsumlaune sparen die Deutschen weiter auf hohem Niveau. Nach einer Befragung von mehr als 8.000 Bundesbürgern durch das Hamburger Marktforschungsinstitut Elbe 19 im Auftrag von Union Investment finden es neun von zehn Befragten keineswegs spießig, ihr Geld zur Sparkasse zu tragen. Die Sparquote liegt unverändert bei gut zehn Prozent. „Sparen ist alles andere als ein Auslaufmodell“, bekräftigt Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment. Jeder zweite Deutsche lege monatlich Geld auf die hohe Kante.
Geldanlegen wird positiv gesehen
Drei Viertel der Befragten empfinden finanzielle Rücklagen als Stärkung ihrer persönlichen Handlungsfähigkeit. „Geldanlegen steigert den individuellen Wohlfühlfaktor“, sagt Reinke. Kein Geld zurück zu legen, bereitet vielen Unbehagen. Die Studie zeigt, dass die Freude am Sparen eng mit der Form der Geldanlage zusammenhängt. Wer Aktien und Fonds besitzt, der kommt auf einen höheren Sparlaune-Index. Auf einer Skala von null bis hundert erreichen Wertpapiersparer den Wert 64 während Anleger, die auf verzinste Geldanlagen wie Tagesgeld, Festgeld oder das Sparbuch setzen, nur 59 Punkte verzeichnen. Das bedeutet: Der Besitz von chancenreicheren Geldanlagen steigert die Sparfreude. Eine Ursache hierfür könnten die langfristig erzielbaren, höheren Renditen sein.
Minizins macht Geldanlage unattraktiv?
Nur etwa zehn Prozent der Befragten spart überhaupt nicht. Die eine Hälfte begründet dies mit fehlenden Mitteln. Die andere Hälfte nutzt ihr Sparpotential bewusst nicht aus. 36 Prozent führen als Grund für ihre Sparverweigerung niedrige Zinsen und geringe Renditen an. „Viele glauben, dass sich die Geldanlage bei Minizinsen nicht lohnt“, kritisiert Reinke. Doch das ist vorschnell geurteilt. Wichtig ist, dass Sie Angebote vergleichen und dabei die Renditen bei verschiedenen Laufzeiten checken. Verzinste Geldanlagen bringen bei der aktuellen Inflationsrate von wenig mehr als null Prozent ordentlich Rendite. Grund: Die fehlende Geldentwertung puscht den Nettoertrag. Beispiel für Top-Geldanlagen:
- Fünfjähriges Festgeld: 1,51 Prozent Zinsen p.a. bei Crédite Agricole
- Fünfjähriger Sparplan: 1,7 Prozent Festzins p.a. bei Deniz Bank
- Sechsjähriger Sparbrief: 2,0 Prozent Zinsen p.a. bei PSD-Bank Westfalen-Lippe
Unterschätzen Sie Ihr Sparpotential nicht!
Viele Sparer halten ihre finanziellen Möglichkeiten für zu gering, doch das stimmt nicht. 37,6 Prozent der Befragten verfügen laut eigenen Angaben über ein Sparvermögen von mehr als 5.000 Euro, 27,6 Prozent besitzen sogar mehr als 10.000 Euro. Dies sollten sie für die Geldanlage verwenden und nicht unterm Sofakissen versauern lassen. 10.000 Euro erbringen bei zwei Prozent Rendite nach sechs Jahren immerhin einen Nettoertrag von 1.260 Euro.
Schlaue sparen mehr
Die Studie ergab, dass diejenigen, die sich als gut informiert in Sachen Geldanlage ansehen, und das sind immerhin fast 86 Prozent, regelmäßiger Sparen als diejenigen, die sich eher als ahnungslos bezeichnen. Von den Unwissenden legt nur jeder Dritte regelmäßig Geld zurück. „Um erfolgreich zu sparen, muss man aber nicht unbedingt ein Experte sein“, erklärt Reinke. Wer bislang keine Erfahrung mit chancenreichen Geldanlagen gesammelt hat, der könne sich beraten lassen. Außerdem plädiert der Union-Investment-Chef für eine andere Diskussionskultur. „Bei Tiefzinsen sollten Banken und Anleger mehr darüber sprechen, welche Geldanlage sich lohnt und weniger darüber, welche angeblich keinen Sinn macht.
Mein-Tipp: Vergleichen Sie die Renditen verschiedener Geldanlagen, bevor Sie sich für eine Anlageform entscheiden. Bei einer Geldentwertung von fast null Prozent versprechen zum Beispiel Festgeld und Sparbriefe attraktive Nettorenditen.